Nikon hat seit mehr als 12 Monaten keine neue Kamera auf den Markt gebracht. Damit wählen sie bewusst eine andere Strategie als die Konkurrenz.
Wer schon länger die Artikel hier auf Photografix verfolgt, der wird sich vielleicht an ein paar Berichte aus den Jahren 2016 und 2017 erinnern, in denen wir detailliert über Nikons damalige Krise berichtet hatten. Das Unternehmen hatte – wie viele andere Hersteller auch – mit schlechten Verkaufszahlen, ausbleibenden Gewinnen und allgemein den Veränderungen der Kamerabranche zu kämpfen.
Wenn wir uns nun die letzten 12 Monate anschauen, dann werden wir erkennen, dass Nikon in dieser Zeit keine einzige neue Kamera vorgestellt hat (mal abgesehen von ein paar ziemlich unspektakulären Coolpix Kompaktkameras). Die letzten Neuheiten wurden im August 2018 präsentiert, das waren damals die Nikon D3500 und natürlich die Nikon Z6 und Z7.
Kürzlich hat Nikon außerdem angekündigt, dass man an der neuen D6 arbeitet. Da allerdings noch keinerlei Details der DSLR enthüllt wurden, würden wir das mal noch nicht als Präsentation einer neuen Kamera werten.
Nikons Konkurrenz war in den vergangenen 12 Monaten deutlich aktiver. Canon hat insgesamt drei DSLMs und zwei DSLRs vorgestellt, außerdem wurden auch neue PowerShot Kompaktkameras der Oberklasse präsentiert. Auch Sony hat sich nicht zurückgelehnt, vielmehr hat das Unternehmen im gleichen Zeitraum vier neue Systemkameras präsentiert, drei mit APS-C-Sensor, eine mit Vollformatsensor.
Was ist das also bei Nikon? Winterschlaf? Fehlende Ideen? Hat das Unternehmen aufgegeben?
Nein, nichts von alledem. Natürlich mag es manche Kunden frustrieren, dass in den letzten 12 Monaten keine neue Kamera präsentiert wurde. Sicherlich warten auch manche auf ein ganz bestimmtes Modell. Doch man muss einfach verstehen, dass Nikon sich allem Anschein nach für eine andere Strategie entschieden hat als Canon und Sony. Und diese Strategie lautet: Weniger Kameras, die dafür perfekt positioniert sind und die Anforderungen der Kunden erfüllen.
Dass Nikon diese Strategie wählen möchte, hat das Unternehmen schon in einem Interview Anfang 2017 erklärt. Darin hat Nikon außerdem davon gesprochen, dass man sich auf den Mittelklasse- und High-End-Bereich konzentrieren möchte und dass spiegellose Systemkameras im Fokus stehen werden.
Völlig untätig ist Nikon aber natürlich trotzdem nicht, im Gegenteil. Das Unternehmen hat in den letzten Wochen und Monaten sieben neue Kameras registrieren lassen, von denen bisher noch keine auf den Markt gekommen ist. Um welche Modelle es sich dabei genau handelt, ist unklar. Doch prinzipiell stehen die Nikon D760 sowie neue DSLMs hoch im Kurs.
Nikons Strategie wirkt einleuchtend, auch aus wirtschaftlicher Sicht, da weniger Neuheiten natürlich auch die Entwicklungskosten senken. Gleichzeitig erhöht es allerdings auch den Druck auf Nikon. Denn die Neuheiten, die das Unternehmen dann präsentiert, die müssen wirklich sitzen. Wenn sie es nicht tun, dann haben Canon und Sony eine aktuellere und größere Auswahl, bei der für manche dann vermutlich auch eine bessere und passendere Kamera dabei ist.
Was denkt ihr, wer verfolgt aktuell die bessere Strategie? Nikon? Oder doch eher Canon und Sony?