Der Fall Nikon(s)

Weitere fehlerhafte Produkte

Die Nikon D600 war nicht das einzige problembehaftete Produkt aus dem Hause Nikon. Beispielhaft sind noch der SB-900 Blitz, der extrem schnell zu heiß wurde, oder wie schon angedeutet die D800/D800E zu nennen, auf die wir im Folgenden aber nicht ganz so ausführlich eingehen wollen. In aller Kürze sei nur gesagt, dass die im Februar 2012 vorgestellt D800/D800E in einigen Fällen mit Autofokus Problemen bei den äußeren AF-Sensoren zu kämpfen hatte. Teilweise wurde kolportiert, dass nur die ersten 50.000 Modelle betroffen waren, im Netz sind allerdings auch viele Stimmen zu finden, die von weitaus mehr betroffenen Kameras ausgehen. Insgesamt hat das AF Problem der D800 nicht ganz so hohe Wellen geschlagen, trotzdem war es für viele Kunden der Anlass, sich von Nikon abzuwenden und gerade in Kombination mit dem D600 Problem muss man konstatieren, dass Qualität einfach anders aussieht.

Bei der Nikon D800 gab es teilweise Probleme mit dem Autofokus.

Nikon zeigt keine Reaktion

Sowohl die Nikon D600 als auch die Nikon D800/D800E kamen im Jahr 2012 auf den Markt. Was passierte im Jahr 2013? Richtig, zum einen wurde wie schon gesagt die Nikon D610 vorgestellt. Dann wäre da noch die D5300 zu nennen, eine DSLR für Einsteiger, sie fällt also in einen anderen Bereich und interessiert uns hier, wo es um Profi-Kameras geht, nur am Rande. Weiter geht es mit der Nikon D7100, dem damaligen Spitzenmodell im APS-C-Bereich für gut 1.000 Euro. Auch sie fällt also nicht ganz in unseren Bereich, prinzipiell war es aber keine schlechte Kamera, auch wenn ihr jegliche Innovation fehlte. Und dann kam nur noch die Nikon DF, die auf den Vollformatsensor der D4 setzte. Sie war nur äußerlich innovativ, mit ihr wollte Nikon auch was vom „Retro-Kuchen“ abkriegen, so ganz gelungen ist das (unserer Meinung nach) aber nicht. Und das war es dann auch schon im Jahr 2013. Und auch wenn Nikon aus den Fehlern von 2012 in gewisser Weise gelernt hatte – zumindest uns sind keine größeren Probleme der genannten Kameras bekannt – wäre da nichts, was man irgendwie als Wiedergutmachung, Lichtblick oder Reaktion bezeichnen könnte. Auch die in diesem Jahr vorgestellte D3300 ändert an diesem Bild nichts, sie richtet sich ebenfalls an Einsteiger, was in keiner Weise zu verurteilen ist, denn Nikon braucht die Einsteiger-DSLRs, um Gewinne einzufahren – und das scheint insgesamt auch ganz gut zu funktionieren. Aber sollten diese Gewinne nicht zumindest teilweise dazu verwendet werden, auch professionelle Kunden zufriedenzustellen? Wie auch immer, für unseren Fall wird erst die Nikon D4s wieder interessant. Zweifellos ein wahres Biest und eine ausgezeichnete Kamera für Profis, doch wahre Innovation sucht man auch hier vergeblich. Zudem ist sie deutlich teurer als eine D600 oder eine D800 und spielt damit ebenfalls in einer anderen Liga.

Warum wir hier jede Nikon Kamera der letzten zwei Jahre auflisten? Ganz einfach, wir suchen nach einem Grund oder besser gesagt einem Produkt, was in der Lage wäre, bei einem enttäuschten Kunden wieder aufs Neue das Feuer der Begeisterung zu entfachen. Dabei geht es gar nicht mal in erster Linie um ein Produkt, was dieser Kunde auch wirklich kaufen müsste. Aber als leidenschaftlicher Fotograf geht man in der Regel eine Ehe mit seiner Kamera und seinem Hersteller ein. Nicht wenige bleiben ein Leben lang bei einer bestimmten Marke – so sie denn zufrieden sind. Bei Nikon sind viele heute nicht mehr zufrieden. Das liegt an den konkreten Problemen von Kameras wie der D600 und der D800/D800E, das liegt an einem moralisch verwerflichen Verhalten gegenüber den Kunden und das liegt an mangelnder Innovation.

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Mark Göpferich

Gründer von Photografix und freiberuflicher Redakteur, der sich seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue von Fotografie und Kameras begeistern lässt. Mit mehr als 3.000 Artikeln hier auf Photografix inzwischen so etwas wie ein Experte für neue Kameras.